Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


10. Januar 2008

Genug Bauland?

Category: Politik – wvblogger – 15:22

Kürzlich hat mich jemand gefragt warum ich die Flächenwidmung kritisiere, es gäbe doch genug Bauland im Waldviertel. Ja gibt es – aber meistens an der falschen Stelle.

Flächenwidmungsplan

Viele junge Familien im Waldviertel haben bäuerliche Vorfahren oder Verwandte und wollen ihr Eigenheim im Anschluss an den Hof ihrer Eltern, Großeltern etc. errichten, selbstverständlich auch im Siedlungsverbund. Der Grund wäre jederzeit verfügbar und liegt oft brach, denn durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft werden viele  Siedlungsrandgebiete nicht mehr für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Dieser Baugrund wäre zudem kostenlos und somit ein starker Anreiz für die Familie in ihrem Dorf zu bleiben. Aber leider ist in den seltensten Fällen dieses Grundstück als Bauland gewidmet, und so muss die Familie einen teuren Baugrund kaufen, oft nur einen Steinwurf von ihrem Grund entfernt. Für viele stellt sich aber dann die Frage ob man nicht gleich in Richtung der Arbeitsstätte abwandert – und die meisten tun es auch.

Die Lösung für das Problem wäre ein standardisierter Baulandgürtel, den ich bereits im Beitrag Landflucht beschrieben habe. (weiterlesen …)

27. Dezember 2007

Truppenübungsplatz Allentsteig

Category: Politik – wvblogger – 21:32

Dass der Truppenübungsplatz noch immer ein sensibles Thema im Waldviertel ist,  habe ich im Beitrag über die Bundesheerübung Pacemaker 2007 schon kurz erwähnt.

Truppenübungsplatz Allentsteig
Foto: Bundesheer

Auch Die Zeit hat diesem Thema einen interessanten Beitrag gewidmet, unter dem Titel “Wo noch immer der Weltkrieg tobt“, wird die heutige Situation der damals Vertriebenen dargestellt.

Jedes Jahr am Allerseelentag wird hier, am Rande des größten Truppenübungsplatzes Österreichs, der Zwangsausgesiedelten gedacht. 7.000 Menschen hatten ihre Heimat verloren, als am 21. Juni 1938 mit dem Federstrich eines Befehls der deutschen Wehrmacht dort ein Schießplatz entstand, wo sich zuvor 42 Waldviertler Dörfer befanden.

Faktum ist, dass das Bundesheer einer der größten Arbeitgeber in der Region Allentsteig ist, und mit dem geplanten internationalen Sicherheitszentrum sollen weitere 300 Arbeitsplätze entstehen. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Truppenübungsplatz vielen seltenen Tierarten als Rückzugsgebiet dient und daher zum Natura 2000 Schutzgebiet erklärt wurde.
Unter Berücksichtigung dieser ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten ist aus heutiger Sicht eine Wiederbesiedelung mehr als unwahrscheinlich.

Was aber noch fehlt ist die ehrliche und gerechte Aufarbeitung der Geschichte, damit auch der Kampf der Vertriebenen um ihr Recht, nach über 60 Jahren ein versöhnliches Ende findet. Denn nicht die Übungen des Bundesheeres am Truppenübungsplatz werden als Krieg empfunden, sondern die Arroganz und Ignoranz der zuständigen Politiker gegenüber den Betroffenen.

Wer sich genauer mit dem Thema auseinandersetzen möchte, kann sich hier informieren:

Truppenübungsplatz  Allentsteig – Waldviertel Lexikon
Döllersheim – Die entweihte Heimat
Vogelschutzgebiet Truppenübungsplatz Allentsteig
Sicherheitszentrum am Truppenübungsplatz

12. Dezember 2007

Schluss mit der Güterwegepolitik

Category: Politik – wvblogger – 17:18

Im Artikel des NÖ Landespressedienstes über Neue Maßnahmen zur flächendeckenden Landbewirtschaftung ist Folgendes zu lesen:

Neubau und Erhaltung von Güterwegen lösen sowohl 2007 als auch 2008 Investitionen in der Größenordnung von 14 Millionen Euro aus.

Also das ist im wahrsten Sinne des Wortes der falsche Weg, es stimmt zwar, dass diese Investitionen auch der regionalen Bauwirtschaft zu Gute kommen, aber sonst sind zusätzliche Güterwege wirtschaftlich wertlos. Denn fast alle landwirtschaftlichen Flächen sind bereits sehr gut erschlossen, und außerdem diskutiert man ständig über den zu hohen Flächenverbrauch bei neuen Infrastrukturprojekten und Wohnbauten, aber die Agrarlobby ist hier anscheinend stärker. Kein Wunder sind doch viele Dorfbürgermeister selber Landwirte und nutzen natürlich ihren politischen Einfluss – wer würde es nicht tun? – und  aus Sicht ihrer Klientel machen sie ja gute Politik.
Aber hier sollte ein Umdenken stattfinden, man muss nicht unbedingt Güterwege bauen nur weil das Geld dafür zur Verfügung gestellt wird. Investitionen zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes bringen der Gemeinde und ihren Bürgern viel mehr als ein zusätzlicher Güterweg. Außerdem „verbraucht“ ein Güterweg sehr viel Grünland, genau dieses Argument, der ausufernden Verbauung, verwendet man aber um restriktive Flächenwidmungspläne in kleineren Orten zu rechtfertigen.

Im Ende der Vergüterwegung des Waldviertels, und der damit möglichen Neuorganisation der Flächenwidmung, läge die einmalige Chance die Abwanderung zu bremsen, ohne den Verbrauch an Baufläche zu erhöhen.

10. Dezember 2007

Familienpass

Category: Politik – wvblogger – 19:31

Die Politik zu kritisieren ist ein dankbares Geschäft, aus irgendeiner Ecke erntet man immer Applaus. Fairerweise muss man aber sagen, dass unsere Politiker auch viele gute und einige hervorragende Konzepte erarbeiten. Ein solches Vorzeigeprojekt ist dem niederösterreichischen Familienreferat gelungen.

NÖ Familienpass

Nicht zu Unrecht bezeichnet sich Niederösterreich selbst gerne als Kinderösterreich und Familienland, Basis dieser selbstbewussten Aussage ist der Niederösterreichische Familienpass. Diese Servicekarte bietet umfangreiche Vorteile und Vergünstigungen für niederösterreichische Familien. Die Vorteilsgeber reichen von Freizeiteinrichtungen über Gastronomiebetriebe bis zu Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen, und ab 2008 ist sogar die ÖBB VORTEILScard Familie ohne Aufpreis im NÖ Familienpass enthalten.
Mit diesem Projekt leistet die NÖ Landespolitik hervorragende Arbeit, im Besonderen die NÖ Familienlandesrätin Mag. Johanna Mikl-Leitner, eine Politikerin mit sehr viel Engagement und dem notwendigen Gespür für Familien und ihre Anliegen. Zu wünschen wäre, dass diese Art Politik zu machen, in Zukunft auch unsere Familienministerin inspiriert. (weiterlesen …)

5. Dezember 2007

Zuviel Wald ?

Category: Politik – wvblogger – 17:48

Die unglaubliche Geschichte des Waldes im Waldviertel.

Die eigentliche Besiedelung des Waldviertels begann sehr spät, erst im 11. Jahrhundert wurden, durch die planmäßige Rodung des Urwaldes (Silva Nortica1), gezielt neue Siedlungsräume erschlossen. Die Namen vieler Orte verraten heute noch deren Ursprung als Holzschlag, wie zum Beispiel Grafenschlag, Ottenschlag, Kirchschlag und viele mehr. Über die Jahrhunderte hat der Waldbestand, in dem vormals fast vollständig bewaldeten Gebiet, immer mehr abgenommen und hat sich im letzten Jahrhundert bei knapp unter 50% Waldanteil eingependelt.

In den 80er Jahren wurde dann das, durch den Sauren Regen verursachte, Waldsterben ausgerufen. Das Ende des Waldviertels als solches war nah. Anschließend wurde der Klimaschutz immer mehr zum Thema, die Ursache liegt laut Experten unter anderem auch an der weltweiten Abnahme der Waldflächen. Fossile Brennstoffe sind ein weiterer „Klimakiller“, gefragt sind CO2-neutrale Energieträger – also Holz.

Waldnutzung

Die Bauern im Waldviertel haben sehr schnell reagiert, denn durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft waren sie ohnehin gezwungen nach Alternativen zur traditionellen Landwirtschaft zu suchen. Mit der Aufforstung ihrer ertragsschwachen Flächen und der Produktion von Energieholz wollten die Bauern die Zeichen der Zeit nutzen.
(weiterlesen …)

  1. Silva Nortica ist die alte römische Bezeichnung für das Gebiet der Böhmischen Masse, Nordwald ist die wörtliche Übersetzung. []
Seiten: << 1 2 3 4 5 6 7 8 9 >>