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5. November 2007

Gesamtschule im Waldviertel?

Category: Politik – wvblogger – 18:57

Die aktuelle Diskussion über die Gesamtschule stößt im Waldviertel, und anderen ländlichen Gebieten, größtenteils auf Unverständnis. In größeren Städten gibt es zwar das Problem, dass die Hauptschulen immer mehr zu „Restschulen“ verkommen, aber sicher nicht am Land. Hier sind die Hauptschulen den Gymnasien meistens ebenbürtig. Viele Hauptschüler besuchen weiterbildende höhere Schulen wie HTL’s und Handelsakademien und haben dabei keinerlei Defizite gegenüber Gymnasiasten.
Also was soll sich ändern, wenn die Hauptschulen in Zukunft Gesamtschulen heißen?
Schulreform
Schule muss wieder Spaß machen
Das Hauptproblem in der Bildungspolitik liegt in erster Linie in der Motivation der Schüler – die Schule macht einfach keinen Spaß mehr. Wie denn auch, wenn 6-jährige Kinder einem Leistungsdruck ausgesetzt werden, dem manche Erwachsene nicht gewachsen wären. Man droht ihnen mit schlechten Noten und dem „Sitzenbleiben“, wenn sie nicht die geforderten Leistungen bringen. Manche meinen, das bereitet die Kinder auf das Leben in unserer Leistungsgesellschaft vor, aber genau das Gegenteil ist der Fall, man nimmt ihnen die angeborene Freude am Entdecken und Lernen. Die Kinder resignieren und hoffen die Schulzeit irgendwie hinter sich zu bringen. Viele, dieser vom Schulsystem Frustrierten, entdecken die Freude am Lernen erst wieder im Erwachsenenalter und holen dann Versäumtes in Abendschule und Kursen nach – übrigens meistens sehr erfolgreich.

Volksschule ohne Noten
Der erste sinnvolle Schritt bei einer Bildungsreform wäre die Noten in den Volksschulen abzuschaffen, nach dem Motto: Noten raus – Spaß rein. Die hartnäckigsten Gegner dieses  Vorschlages hatten wahrscheinlich selbst Probleme dem Druck in ihrer Schulzeit standzuhalten und geben diesen jetzt gerne weiter. Weiters sollten die Lehrpläne rigoros entrümpelt und der heutigen Zeit angepasst werden, vor allem um essentielles Wissen zu vertiefen, anstatt ständig die Quantität zu erhöhen.

Vielleicht würde es ja helfen wenn anstelle von Bankkaufleuten und Philosophen einmal wirkliche Bildungsexperten die Richtung vorgeben.
Aber anscheinend ist unseren Politikern die ideologische Auseinandersetzung um die Gesamtschule wichtiger als eine vernünftige Bildungsreform.

4 Kommentare »

  1. Welch’ wahre Worte!!! Decken sich beinahe zu 100 Prozent mit meinen persönlichen Erfahrungen; keinerlei Benachteiligungen in der HTL gegenüber Gymnasiasten, dafür damals schon sehr hoher Leistungsdruck, der in der Zwischenzeit sicherlich nicht leichter wurde. Nach ein paar Jahren des “Gefühls der Augebranntheit” und des “mit dem Strom Schwimmens” dann doch die Suche nach einer neuen Herausforderung. Nach Absolvierung diverser Weiterbildungen ist der Entdeckungstrieb nun wieder voll vorhanden – man fragt sich nur, wie viele die Kraft finden um nochmal durchzustarten, und wie viele “gute” Leute man unnötigerweise verliert …

    Kommentar by Unleashed — 6. November 2007 @ 12:25

  2. so einfach ist das ganze dann doch wieder nicht. sicher, auf “den Land” ist Hauptschule noch weniger unter Druck als in urbaneren Gebieten. Dennoch ist eine frühe Trennung in gute und weniger gute Schüler ein schlechtes Signal und pädagogischer Unsinn (genauso wie das “Sitzen bleiben”). Allse (fundierten und unabhängigen) Studien sind siche einig: gerade Kinder aus ländlichem Milieu profitieren von einer gemeinsamen Schule. Dort muss natürlich individueller gelehrt werden als bisher.

    Zum Thema: “…keinerlei Benachteiligungen in der HTL gegenüber Gymnasiasten” muss ich einiges richtig stellen: natürlich ist man IN der HTL nicht benachteiligt. ABER: die gemeinsame Schule betrifft das gar nicht (ist ja eine gemeinsame von 6-14Jahren). Oberstufe oder BHS steht eh immer noch jedem frei!
    Es zeigt aber deutlich: hier wird vieles falsch vertanden oder aus Unwissenheit argumentiert. Schade eigentlich, wollen wir doch alle: gute Schulen!

    Kommentar by saibot — 10. November 2007 @ 10:27

  3. @saibot
    Bleibt noch die Frage: Was soll sich ändern wenn die Hauptschulen am Land dann Gesamtschulen heißen? De facto sind viele Land-Hauptschulen bereits Gesamtschulen, durch die Leistungsgruppen haben sie auch schon seit vielen Jahren ein sehr differenziertes Bildungsangebot für verschieden lernstarke Kinder. Und wenn es für die Hauptschulabsolventen in weiterbildenden Schulen keine Nachteile gibt, gibt es auch keinen Grund sie Gesamtschulen zu nennen, außer einen ideologischen. Denn ehrgeizige Eltern können dann ihre Kinder immer noch in eine Gesamtschule schicken, die vorher ein Gymnasium war, wenn ihnen die ehemalige Hauptschule die jetzt auch Gesamtschule heißt zu „schlecht“ ist.

    Kommentar by sulzbacher — 10. November 2007 @ 11:01

  4. [...] , blieben weitere Reaktionen bis heute aus, schade eigentlich. Stattdessen wurden wir über ein ähnliches Projekt informiert und werden somit das Thema auch in den kommenden Wochen weiter [...]

    Pingback by Wochenrück- und Ausblick « www.Schul-Kritik.de — 6. Januar 2008 @ 18:07

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