Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


11. Oktober 2007

Armes Zwettl

Category: Politik,Wirtschaft – wvblogger – 13:33

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie:

  1. Armes Zwettl
  2. Reaktionen zur Kaufkraftanalyse

Laut der letzten Kaufkraft-Analyse der RegioData ist Zwettl der kaufkraftschwächste Bezirk Österreichs. Aufgrund der momentan guten Arbeitsplatzsituation im Bezirk Zwettl ist das Ergebnis doch überraschend.

Kaufkraftstärkste Bezirke

Kaufkraftschwächste Bezirke
Quelle: Presseaussendung der RegioData

Was ist die Kaufkraft?
Unter Kaufkraft versteht man alle Geldmittel, die einer Person oder einem Haushalt in einem bestimmten Zeitraum zur Verfügung stehen. Aktuell liegt die jährliche Pro-Kopf-Kaufkraft in Österreich bei ca. 17.000,- Euro, dies entspricht einem Kaufkraftindex von 100. Im Bezirk Zwettl liegt der Kaufkraftindex bei 81,6, also hat jeder Zettler durchschnittlich 13.872,- Euro zur Verfügung. Im Vergleich dazu liegt der Kaufkraftindex in Mödling, dem kaufkraftstärksten Bezirk Niederösterreichs, bei 129,2, jeder Einwohner von Mödling hat also eine Kaufkraft von 21.964,- Euro. Folglich hat ein Zwettler jährlich 8.092,- Euro weniger im Börsel als ein Mödlinger.

Sind die Zwettler wirklich soviel „ärmer“ als die Mödlinger?
Um das beurteilen zu können, darf man nicht nur die Höhe des Einkommens betrachten, sondern auch, wie viel Konsum mit diesem Einkommen in der jeweiligen Region möglich ist. Vergleicht man die Kosten für Produkte des täglichen Bedarfs in den Kaufhäusern, ist nicht viel Unterschied zwischen den „reichen“ und „armen“ Bezirken festzustellen – ein klarer Nachteil für die Zwettler also. Vergleicht man aber Handwerks- und Dienstleistungen sind die Preise in Zwettl doch beträchtlich niedriger als in Mödling. Auch die Mietkosten und die Grundstückspreise liegen in Zwettl weit unter denen von Mödling. Berücksichtigt man also, zur reinen Kaufkraft, auch die gesamten Lebenshaltungskosten der jeweiligen Region, ist der Unterschied zwischen den Bezirken gar nicht so groß. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bevölkerung der Zwettler Gemeinden mit ihrem Lebensstandard großteils zufrieden ist. 

Für viele Waldviertler zählen aber auch die immateriellen Werte des Landlebens, wie Ruhe und Natur. Nicht umsonst boomt gerade die Kur- und Wellnessbranche im Waldviertel – als Waldviertler lebt man sozusagen das ganze Jahr über in einem Kurort. Dieser Luxus ist aber schwer in Geld zu bemessen, dies muss jeder für sich selbst definieren.

Wie geht es weiter?
Das primäre Ziel ist es natürlich vom letzten Platz wegzukommen, allein schon aus Imagegründen. Schaffen kann man das nur durch das gezielte Anlocken von Betrieben, und hier besteht auch gleich der größte Handlungsbedarf. Denn viele kleine Gemeinden im Bezirk Zwettl haben kein Gewerbebauland in ihren Flächenwidmungsplänen – ja nicht einmal Gewerbeimmobilien zu vermieten. Eine Region ohne aktiver Wirtschaft ist eine sterbende Region, denn die Landwirtschaft auf die noch vielerorts die Gemeindepolitik ausgelegt ist, hat in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung verloren.
Also liegt es jetzt an den Gemeindepolitikern, wenn wir bei der nächsten Kaufkraftanalyse die rote Laterne abgeben wollen.

7 Kommentare »

  1. Die Kaufkraftanalyse ist zwar gut und schön, jedoch wurde diese mehr als nur ungeschickt präsentiert. Es mag zwar sein, dass die schwächsten im Bezirk Zwettl zu Hause sind jedoch wäre auch interessant gewesen wie haben sich die Zahlen gegenüber der letzten Untersuchung verändert? Ist die Schere größer geworden?

    Ein weiterer Aspekt wäre auch noch zu erwähnen. In der Schaffung von Betriebsgebieten liegt auch nicht die ganze Wahrheit. Was nützt es welche zu schaffen wenn sich niemand ansiedelt. Da helfen nicht einmal die besten Lagen und tolle Verkehrsanbindungen, siehe Projekt Standort aktiv. Vielmehr wäre wichtig mit gescheiten Konzepten zu arbeiten -> siehe Beispiel Schönbach. Eine kleine Landgemeinde ist nach 14 Jahren Entwicklungsarbeit auf einem ersten Höhepunkt angelangt. Sieger in der Kategorie Ganzheitlichkeit. Projektwettbewerb 2007 NÖ Dorf- & Stadterneuerung. Um so ein Ergebnis in einer Gemeinde unter 1000 Einwohnern und noch dazu in einer der “ärmsten” zu erzielen bedarf es neben einer guten Strategie auch an Personen die Bereitschaft zeigen Projekte umzusetzen. Ein weiteres Faktum in dieser Gemeinde ist die Tatsache, hier leben viele Patrioten. Die Kommunalsteuereinnahmen dieser Gemeinde kann sich sehen lassen. Der Durchschnitt der Einnahmen pro Kopf ist bei weitem höher als in der Bezirksstadt Zwettl. Also nicht schon wieder jammern sondern Ärmeln aufkrempeln. http://www.schoenbach.at

    Kommentar by Franz Höfer — 14. November 2007 @ 00:50

  2. @ Franz Höfer
    Ich kenne Schönbach recht gut, die Gemeinde hat in den letzten Jahren sehr viel geleistet und ist sicher ein Beispiel dafür wie es funktionieren kann. Es gibt zwar noch ein paar andere Gemeinden die ebenfalls viel erreicht haben, aber leider ist der Großteil der Landgemeinden noch viel zu sehr auf die traditionelle Landwirtschaft fokussiert. Darin liegt sicherlich auch das Hauptproblem unserer Region, aber dazu mehr in einem neuen Beitrag.

    Kommentar by waldviertel blogger — 14. November 2007 @ 10:36

  3. [...] Kaufkraftanalyse [...]

    Pingback by Armes Waldviertel? - Waldviertel Blog — 14. März 2008 @ 15:38

  4. Diese Daten verwundern mich nicht besonders.

    Dazu meine Meinung.
    Was besitzen wir Waldviertler um uns vom restlichen Österreich „abzuheben“?

    Tourismus? NEIN
    Gute Infrastruktur? NEIN
    Gute Ausbildungsmöglichkeiten? NEIN
    Gut bezahlte Jobs? NEIN

    Rohstoffe wie Holz? JA
    Wissen wir es zu nützen? NEIN

    In Österreich wachsen jährlich ~30Mio. m³ Holz zu. Nur 2/3 davon wird genützt, der Rest also ~10Mio m³ verbleiben im Wald. (Daten von http://www.proholz.at)
    Man braucht kein großer Fachmann ein, um sich ausmalen zu können, was das für das Waldviertel heißt…

    Dazu fällt mir auch noch ein passendes Zitat ein:
    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein, 14.03.1879 – 18.04.1955

    Kommentar by Maierhofer — 23. März 2008 @ 09:10

  5. ich liebe Sport , ich liebe daher auch dieses Blog.

    Kommentar by krabbeldecke — 8. Januar 2010 @ 17:34

  6. Hat irgendjemand eine Meinung wie stark dies verallgemeinerbar ist?

    Kommentar by Millicent Decena — 13. Juni 2011 @ 23:45

  7. Hallo einen netten Blog hast du,

    deine Postings gefallen mir, wir haben auch einen kleinen Blog, auf dem Land, da sind viele regionale Infos über die schöne Region Emsbüren im Emsland zu finden. Wir haben auch die Presseberichte der Polizei Emsland. :-)

    Schau doch mal rein, du kannst uns gerne einen Kommentar hinterlassen!

    Kommentar by Käseblatt Emsbüren — 22. Januar 2012 @ 10:53

RSS-Feed für Kommentare dieses Beitrags | TrackBack

Hinterlasse einen Kommentar