Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


30. Oktober 2007

Einwohnerentwicklung

Category: Politik – wvblogger – 18:16

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie:

  1. Landflucht
  2. Abwanderung
  3. Einwohnerentwicklung
  4. Perspektiven

Um das Problem der Abwanderung im Waldviertel genauer darstellen zu können, habe ich zwei Diagramme erstellt.

Das erste Diagramm zeigt die Bevölkerungsentwicklung der Bezirke Gmünd, Horn, Waidhofen an der Thaya und Zwettl im Vergleich zum Land Niederösterreich.
Der Bezirk Krems an der Donau wurde in dieser Darstellung nicht berücksichtigt, da es speziell in der Stadt Krems das Problem der Abwanderung nicht gibt, im Gegenteil, Krems ist Ziel vieler, die aus dem nördlichen Teil des Waldviertels abwandern. Sehr wohl betroffen sind aber die Landgemeinden des Kremser Bezirkes. Der Bezirk Melk fehlt ebenfalls in diesem Diagramm, da ja mehr als die Hälfte des Bezirks südlich der Donau liegt.

Einwohner der Bezirke im Waldviertel

Das zweite, noch aussagekräftigere, Diagramm zeigt die Einwohnerentwicklung der Stadtgemeinde Horn im Verhältnis zur Landgemeinde Japons, welche ebenfalls im Bezirk Horn liegt. Im Vergleichszeitraum hat sich die Einwohnerzahl von Horn mehr als verdoppelt, im Unterschied dazu hat sich die Bevölkerungszahl in Japons halbiert. Leider kann der Zuwachs in den Städten den Verlust am Land bei weitem nicht kompensieren, die Gesamtbevölkerung des gesamten Bezirkes sinkt kontinuierlich seit Jahrzehnten.

Einwohnervergleich Stadt-Land im Waldviertel

Das Problem der Abwanderung, mit all seinen negativen Folgen, ist also seit über 50 Jahren bekannt, man sollte meinen diese Zeit reicht um erfolgreiche Konzepte dagegen zu entwickeln. Das für die Regionalentwicklung eingesetzte Waldviertel-Management leistet zwar sehr gute Arbeit am Imagesektor, was dem Tourismus zu gute kommt, und auch bei der Entwicklung von landwirtschaftsnahen Gewerbebetrieben, aber große Initiativen zur wirtschaftlichen Stabilisierung müssen von der Politik gesetzt werden.
Hier fehlt es aber oft schon an der Basis, der Gemeindepolitik, die vielerorts noch viel zu landwirtschaftlich orientiert ist. Selbstverständlich braucht das Waldviertel seine Forst- und Landwirte, aber große wirtschaftliche Impulse sind aus diesem subventionsbedürftigen Sektor nicht mehr zu erwarten. Somit wäre es langsam an der Zeit Budgetmittel gezielt umzuschichten und zur Verbesserung des Wirtschaftsstandortes einzusetzen, die Zeit der Güterwegepolitik ist endgültig vorbei.

Auch die restriktiven Flächenwidmungspläne zur gezielten Siedlungsraumverdichtung müssen dringend gelockert werden. Selbstverständlich darf es dabei zu keiner landschaftsschädlichen Zersiedelung kommen, aber um die Abwanderung zu stoppen, ist eine Baumöglichkeit in kleinen Ortschaften unabdingbar. Ein Dorf ohne Bauland darf es nicht geben, außer man will es entsiedeln.

Die Daten für die Diagramme stammen von der Statistik Austria.

5 Kommentare »

  1. [...] Einwohnerentwicklung [...]

    Pingback by Schluss mit der Güterwegepolitik - Waldviertel Blog — 12. Dezember 2007 @ 17:18

  2. Einwohnerentwicklung – Waldviertel Blog…

    Einwohnerentwicklung im Vergleich Stadt zu Land,
    anhand des niederösterreichischen Waldviertels….

    Trackback by newstube.de — 22. Januar 2008 @ 18:55

  3. Alleinig die Verkehrswege auszubauen kann keine Lösung für das Verkehrs-/ Abwanderungsproblem im Waldviertel sein.
    Dazu bedarf es keinem Studieren von Statistiken um die Lage als Waldviertler mit einem „gesunden Hausverstand“ beurteilen zu können.

    Die Wirtschaft braucht natürlich Transportwege. Auch wir Waldviertler brauchen gut ausgebaute Straßen um möglichst schnell aus dem Waldviertel zu „flüchten“.

    Scherz bei Seite. Es sollte mehr vertikale Integration gefördert werden.
    Speziell würde sich die holzverarbeitende Industrie im Waldviertel bestens dafür anbieten.
    Die Transportkostenempfindlichkeit von Holz steigt immer stärker und wird in Zukunft kaum mehr finanzierbar sein.
    Um Produktionsstandorte abzusichern wird man zur Vorwärtsintegration bzw. zur Erhöhung der Wertschöpfung gezwungen.
    Der Rohstoff Holz ist für uns Waldviertler das wichtigste Gut. Österreichweit gesehen ist die Holzwirtschaft der zweitwichtigste Wirtschaftszweig. Gerade deshalb sollten wir nicht wegsehen und uns dafür einsetzen unser Waldviertel für die Holzindustrie zu gewinnen.

    Um die Wirtschaft zu locken, bedarf es natürlich auch bestens ausgebildeten Facharbeitern.

    Wir sollten uns nicht querstellen und uns intensiver für die Errichtung einer eigenständigen HTL mit holztechnischer Ausrichtung einsetzen!

    Mit besten Grüßen
    Rainhard :-)

    Kommentar by Rainhard — 27. Februar 2008 @ 15:24

  4. Hallo Rainhard!

    Ich glaube niemand im Waldviertel wäre gegen eine eigenständige HTL mit holztechnischer Ausrichtung, sollte sich die politische Möglichkeit dazu ergeben. Aber genau da liegt der Hund begraben, wir im Waldviertel können zwar darüber diskutieren, die Entscheidung liegt aber allein bei der Bundesregierung. Daher ist mir persönlich die jetzt beschlossene HTL-Klasse sehr viel lieber als eine endlose Diskussion über Fachrichtungen. Und für etwas zu sein, bedeutet nicht automatisch gegen eine andere Lösung zu sein.

    Sollte Zwettl in weiterer Folge tatsächlich als HTL Standort in Frage kommen, muss der tatsächliche Bedarf ohnehin noch mit professionellen Studien erhoben werden, eine subjektive Einschätzung, geprägt durch die eigene schulische Ausbildung, wird hier nicht reichen. Die Plattform ProZwettl hat hier schon einige Vorarbeit geleistet, und ist zum Schluss gekommen, eine maschinenbautechnische HTL mit Schwerpunkt Umwelttechnik wäre eine ideale Lösung für das Waldviertel. Sicher gibt es noch andere Vorschläge, aber ohne fundierter Dokumentation sind es nur persönliche Wünsche – die unter Umständen sogar kontraproduktiv sein könnten.

    Kommentar by waldviertel blogger — 27. Februar 2008 @ 19:35

  5. Ich stimme dir absolut zu – warum passiert nichts, obwohl man immer wieder von der Problematik Abwanderung hört und liest?Der Bedarf & die Dringlichkeit an Konzepten, die der Abwanderung entgegenwirken, ist enorm, aber doch passiert nichts …. in Deutschland haben wir in vielen Gemeinden ein ähnliches Problem, besonders in den ländlichen Gebieten Ostdeutschlands. Dem Tourismus geht es in diesen Regionen mithilfe von Konzepten des Stadtmarketings etc. noch relativ gut, aber die Bevölkerungsdichte nimmt kontinuierlich ab. Schade!

    Kommentar by Tino — 30. August 2010 @ 22:35

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