Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


5. Dezember 2007

Zuviel Wald ?

Category: Politik – wvblogger – 17:48

Die unglaubliche Geschichte des Waldes im Waldviertel.

Die eigentliche Besiedelung des Waldviertels begann sehr spät, erst im 11. Jahrhundert wurden, durch die planmäßige Rodung des Urwaldes (Silva Nortica1), gezielt neue Siedlungsräume erschlossen. Die Namen vieler Orte verraten heute noch deren Ursprung als Holzschlag, wie zum Beispiel Grafenschlag, Ottenschlag, Kirchschlag und viele mehr. Über die Jahrhunderte hat der Waldbestand, in dem vormals fast vollständig bewaldeten Gebiet, immer mehr abgenommen und hat sich im letzten Jahrhundert bei knapp unter 50% Waldanteil eingependelt.

In den 80er Jahren wurde dann das, durch den Sauren Regen verursachte, Waldsterben ausgerufen. Das Ende des Waldviertels als solches war nah. Anschließend wurde der Klimaschutz immer mehr zum Thema, die Ursache liegt laut Experten unter anderem auch an der weltweiten Abnahme der Waldflächen. Fossile Brennstoffe sind ein weiterer „Klimakiller“, gefragt sind CO2-neutrale Energieträger – also Holz.

Waldnutzung

Die Bauern im Waldviertel haben sehr schnell reagiert, denn durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft waren sie ohnehin gezwungen nach Alternativen zur traditionellen Landwirtschaft zu suchen. Mit der Aufforstung ihrer ertragsschwachen Flächen und der Produktion von Energieholz wollten die Bauern die Zeichen der Zeit nutzen.
 
Bis hierher ist das ganze eigentlich eine Erfolgsgeschichte, wären dann nicht irgendwelche „Experten“ auf die Idee gekommen, dass die vermehrte Aufforstung zu einer Verwaldung des Waldviertels führt. Das Ganze wurde natürlich mit Studien belegt, und die Politik hat mit „Landentwicklungsprojekten“ Gegenmaßnahmen eingeleitet.

Vielleicht wäre es hilfreich wenn die zuständigen Politiker einmal ihre Studien, die ihnen anscheinend die Sicht versperren, beiseite legen. Das Perverse an der Geschichte ist nämlich die Tatsache, dass der Staat, in Form der Österreichischen Bundesforste AG, der mit Abstand größte Wald- und Grundbesitzer im Waldviertel ist. Man könnte so, wenn man schon glaubt, direkt auf die Waldfläche im Waldviertel Einfluss nehmen, und müsste nicht die kleinen Land- und Forstwirte sekkieren.

Ich bin schon gespannt wann der erste „Experte“ feststellt, dass es in Tirol zu viele Berge gibt, das lässt sich nämlich auch sehr schön mit Studien belegen.

  1. Silva Nortica ist die alte römische Bezeichnung für das Gebiet der Böhmischen Masse, Nordwald ist die wörtliche Übersetzung. []

3 Kommentare »

  1. Ich bin großteils der gleichen Meinung.

    Ich empfehle aber, zu diesem Thema einmal mit dem Bürgermeister von Rapottenstein zu reden. Wenn es nach dem geht, dann ist der Silva Nortica schon wieder zugewachsen.

    Kommentar by Ewald — 15. Januar 2008 @ 20:00

  2. Klingt interessant. Woher kommen eigentlich die Informationen? Würde gerne diesen Sachverhalt etwas genauer studieren.

    Kommentar by Rainhard — 27. Februar 2008 @ 15:38

  3. Die Geschichte zeigt große Unterschiede der Bewaldung. In den klassischen Siedlungsgebieten des Waldviertels (Täler und östl. Waldviertel) sank der Waldanteil sehr früh massiv. Vom 12. bis zum 18. Jh. gab es nur mehr wenig Wald. Holz war der einzige Brennstoff und der wichtigste Baustoff. In den höheren Lagen des Waldviertels kam der Wald erst durch den Holzverbrauch der Glashütten ab dem 17. Jh. sowie durch Köhlerei und Scheiter-Flößerei ins Schrumpfen. Seit 1900 vermehrt sich der Wald im Waldviertel wieder stark; vor allem seit den 1980er-Jahren, weil Grenzertragsflächen und kleine, mit den modernen Agrarmaschinen schwer zu bewirtschaftende Flächen zuwachsen. Es wird sich das von mir sehr geschätzte Landschaftsbild mit offenen Flächen zwischen den Wäldern leider auch verändern.

    Kommentar by Erich Kerschbaumer — 20. November 2011 @ 22:24

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