Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


9. August 2007

Waldviertler Regionalwährung

Category: Wirtschaft – wvblogger – 17:09

Mit dem Start des Waldviertler´s im Jahre 2005 hätte eine „Regionalwährung“ für das Waldviertel geschaffen werden sollen. Natürlich ist der Waldviertler keine Währung sondern ein regionales Gutscheinsystem, und die Idee dahinter, damit einen Teil der Kaufkraft in der Region zu halten, eine gute. Leider versuchen die Initiatoren dieses Systems mit ihrer „Währung“, auch ihre Ideologie von der „bösen globalen Wirtschaft“ zu transportieren. Ihre höheren Ziele in Ehren, aber für ein Bezahlsystem sind diese eher kontraproduktiv, und gegenüber Beratungen von außen sind die Betreiber der Initiative  anscheinend sehr resistent.

Aber auch die Akzeptanz dieser Gutscheine bei der Bevölkerung hält sich in Grenzen, da die Initiatoren eine umständliche Umlaufsicherung mit Quartalsmarken, also eine Art künstliche Inflation, in das System integriert haben. Für eine Währung ist eine gewisse Inflation gut, denn so bleibt das Geld in Umlauf, nicht aber für ein Gutscheinsystem – denn kein Mensch kommt auf die Idee und spart Gutscheine.

Dass solche Gutscheinsysteme auch sehr gut funktionieren können, beweist die Wirtschaftsregion Tor zum Waldviertel. Hier gibt es den „Echt guat“ Zehner, der dieselben Ziele wie der Waldviertler verfolgt. Ganz ohne komplizierter Umlaufsicherung und ohne erhobenem Zeigefinger, wird dieser von der Bevölkerung sehr gut angenommen.
Solche funktionierenden Systeme sollten dem Waldviertler – Verein für regionales Wirtschaften – als Beispiel und als Grundlage für eine notwendige Reform dienen. Vielleicht schafft es der Waldviertler dann, ein Gutscheinsystem für das gesamte Waldviertel zu werden, das die Bezeichnung „Regionalwährung“ zu Recht trägt.

Waldviertler Regional Währungszeichen

5 Kommentare »

  1. Eine Regionalwährung ohne Kritik der Globalisiertung ist meines Erachtens nach eine verfehlte Sache. Symptome kurieren zu wollen ohne die Ursachen zu erkennen, wirkungslos. Nur wenn man sich gründlich mit den vorgeblichen Sachzwängen des Neoliberalismus auseinandersetzt und sie als gewollte Politik begreifen lernt, hat ein anderes, ein gutes Leben eine Chance.

    Einen Kurzfilm (20 min) über die Waldviertler Regionalwährung kann man hier sehen: http://freigeld.subhash.at/waldviertler.php

    Kommentar by Subhash — 29. November 2007 @ 20:59

  2. Sicher gibt es einiges an der Globalisierung, im Besonderen an der Art der politischen Umsetzung, zu kritisieren. Aber die Globalisierung hat auch das Potential langfristig den Wohlstand gerecht zu verteilen. Ich sehe auch keinen direkten Widerspruch der Globalisierung zum regionalen Wirtschaften, geschickte Regionalpolitik besteht meines Erachtens darin, Vorteile beider Systeme optimal für die eigene Region zu nutzen, selbstverständlich ohne jemanden dabei auszubeuten.

    Bei der Waldviertler Regionalwährung dem „Waldviertler“ geht die Ideologie für meinen Geschmack aber zu sehr in Richtung Kommunismus, denn nicht umsonst wird in den Aussendungen des Vereins auch auf Karl Marx verwiesen. Und daran gibt es aus meiner Sicht als Unternehmer sehr viel mehr zu kritisieren als an der Globalisierung.

    Kommentar by waldviertel blogger — 30. November 2007 @ 09:58

  3. Auch ich bin Unternehmer …

    Wenn man das Waldviertel kennt, dann weiß man doch, dass dort die Gefahr von Kommunismus nie und nimmer besteht. Das politische Gefühl geht dort im Allgemeinen in eine ganz andere Richtung. Fast in die entgegengesetzte würde ich sagen. Also ein wenig darauf aufmerksam machen, dass es auch noch andere Entwürfe für Politik und Wirtschaft gibt, das halte ich schon für gut. Und nicht jeder der Karl Marx zitiert, ist ein Kommunist.

    Das neoliberale, kapitalistische Wirtschaften hatte und hat nie die Absicht, Wohlstand gerecht zu verteilen. Wenn Profit der höchste Wert ist, wie das ja sogar im so genannten Reformvertrag für eine EU-Verfassung festgeschrieben steht, dann ist Gerechtigkeit uninteressant. So lange sich’s die Sklaven gefallen lassen. Wir stehen ja nicht ganz am Anfang der Umsetzung dieser Ideologie. Schon Tatcher hat von unten nach oben “umverteilt” mit aller Härte und mit allen schlimmen Konsequenzen. Man sehe sich die Bahn in England an und zum Vergleich vielleicht die in der Schweiz.

    Regionalwirtschaft und Globalisierung im neoliberalen Sinn sind unvereinbar.

    Kommentar by Subhash — 30. November 2007 @ 10:58

  4. Ich bin vollkommen Ihrer Meinung, daß nicht alles den Regeln des kapitalistischen Marktes unterworfen werden darf, aber ich glaube beim Schlagwort „Globalisierung“ reden (schreiben) wir aneinander vorbei, daher möchte ich meinen Standpunkt präzisieren:
    Die freie (bzw. soziale) Marktwirtschaft ist das Fundament unserer Gesellschaft mit all ihren Vorzügen wie Wohlstand und Frieden, alle anderen Wirtschaftssysteme haben kläglich versagt. Tatsache ist aber auch, daß wir Not und Krieg durch unkontrollierten Kapitalismus in andere Regionen exportieren, hier ist die Politik gefordert globale Rahmenbedingungen zu schaffen, auch das gehört zur Globalisierung. Leider wird Globalisierung immer mit Raubtierkapitalismus in Verbindung gebracht und ist so zum negativ behafteten Schlagwort verkommen. Ich verstehe unter Globalisierung das Zusammenwachsen der einzelnen Nationen auf Basis einer freien und sozialen Marktwirtschaft, mit dem Potential Wohlstand und Frieden langfristig zu sichern. Auch viele Probleme unserer Zeit (Ressourcenverteilung, Klimawandel) können nur global gelöst werden, auch das ist Globalisierung.

    Die Globalisierung ist in vollem Gange und es bringt wenig der „guten alten Zeit“, die es eigentlich nie gab, nachzutrauern. Selbstverständlich muß man darauf achten, daß die Menschen nicht zu Sklaven des Kapitals verkommen, Vorschläge um die Macht des Kapitals zu dämpfen gibt es bereits seit einiger Zeit z.B. die Tobin-Steuer, aber Ideen von Marx halte ich persönlich in diesem Zusammenhang für entbehrlich.

    Also ich sehe in der Globalisierung keinen Widerspruch zum regionalen Wirtschaften ganz im Gegenteil, besonders das Waldviertel profitiert von der Öffnung der Grenze zu Tschechien, übrigens auch eine Folge der Globalisierung.

    Eine gut funktionierende Wirtschaft braucht immer ein bereites Spektrum vom Ein-Mann-Betrieb bis zum multinationalen Konzern, genauso wie große und kleine Kreisläufe.

    Kommentar by waldviertel blogger — 30. November 2007 @ 15:23

  5. [...] Regionalwährung [...]

    Pingback by Regionalwirtschaft kontra Globalisierung - Waldviertel Blog — 1. Dezember 2007 @ 09:35

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