Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


9. Februar 2008

Wohntraum Waldviertel

Category: Politik – wvblogger – 20:27

Das Regionalbüro Wallenberger & Linhard hat ein interessantes und vielversprechendes Projekt für das Waldviertel initiiert. Unter dem Titel “Wohn(t)raum Waldviertel” versuchen 43 Gemeinden mit vereinten Kräften die Abwanderung zu stoppen. Ich hoffe die Gemeinden beweisen das notwendige Engagement und Durchhaltevermögen, damit die Trendwende in der Bevölkerungsentwicklung tatsächlich gelingt.

Gespannt bin ich, wie die Bürgermeister der einzelnen Projektgemeinden in Zukunft darauf reagieren, wenn jemand aus einem kleinen Dorf einen Bauantrag stellt. Sollte sich hier nichts ändern, werden die Ziele des Projekts nur schwer zu erreichen sein.

Etwas irritiert hat mich die Aussage: “Im Waldviertel gibt es knapp über 180.000 Einwohner…1, bei der Präsentation des Projekts. Entweder hat sich die Abwanderung bereits zu einer Völkerwanderung ausgeweitet, oder man meint das Waldviertel der 5 Hauptregionen – ohne dem südlichen Waldviertel – dem widerspricht aber, dass die Gemeinde Yspertal mit an Bord ist.

  1. In der letzten Ausgabe der NÖN wird die Aussage mit nur 100.000 Einwohnern wiedergegeben, das ist aber wahrscheinlich ein Übermittlungsfehler. []

8 Kommentare »

  1. Laut Statistik Austria hatte das Waldviertel (das Viertel und nicht die Hauptregion) im Jahr 2006 180.297 und im Jahr 2007 179.729 Hauptwohnsitzer. Im Jahr 2006 wurden 25.747 Zweitwohnsitzer gezählt.

    Lt. meinen Informationen bemüht sich wirklich jede/r BürgermeisterIn im Waldviertel (uns sicher nicht nur hier), den Wünschen bezüglich Bauplätzen entgegen zu kommen. Sie müssen sich aber auch an die Gesetze halten und dürfen nicht alles bewilligen, was sich so manche wünschen. Vielleicht sind da und dort schon mal persönliche Präferenzen im Spiel. Grundsätzlich ist aber jede/r BürgermeisterIn froh, wenn sich jemand ansiedeln will und unterstützt dabei nach Kräften – OK die ständigen Nörgler, die immer nur fordern und nie zufrieden sind da ausgenommen. Solche Leute haben schon so manchem Bürgermeister das Leben zur Hölle gemacht. Da kenne ich genügend derartige Geschichten und es gibt sie in fast jeder Gemeinde.

    Bez. Flächenwidmung kenne ich mich echt zu wenig aus. Die Idee mit dem Baulandgürtel halte ich aber für sehr gefährlich. Damit wäre der Zersiedelung Tür und Tor geöffnet. Angenommen jemand baut sein Haus an der Grenze des 200-Meter-Gürtels. Damit verbreitert er den Gürtel wieder um 200 Meter. Oder habe ich da was falsch verstanden? Im Übrigen: Die Verfügbarkeit von Bauland ist sicher einer der am wenigsten bedeutenden Faktoren der Abwanderung im Waldviertel. Die Hauptfaktoren sind Erreichbarkeit der Ballungszentren, Unternehmensbesatz (und damit Arbeitsplätze) und Infrastruktur jeglicher Art. Nicht zu unterschätzen ist auch das Image. Viele Großstädter glauben immer noch ernsthaft, dass es im Waldviertel wie in Sibirien ist, die Leute komisch sind und erst voriges Jahr das Telefon eingeleitet wurde.

    Kommentar by Ewald — 14. Februar 2008 @ 20:43

  2. Hallo Ewald!

    Meines Wissens hat das Waldviertel weit über 200.000 Einwohner. Auf http://www01.noel.gv.at/scripts/cms/ru/ru2/suchen_ssi.asp kann man die Einwohnerzahlen der einzelnen Bezirke bzw. Gemeinden abrufen – genau habe ich es noch nicht ausgerechnet, aber in einem der nächsten Beiträge werde ich mir die Mühe machen.

    Ich hoffe Du zählst mich nicht zu den angesprochenen Nörglern ;-) , denn ich weiß natürlich, und es freut mich auch, dass sich das Waldviertel in den letzten Jahrzehnten recht gut entwickelt hat. Aber es gibt noch einige Probleme die gelöst werden müssen, und manche davon sind sicher hausgemacht. Speziell in vielen kleinen Dörfern hat es bis vor einigen Jahren überhaupt keine Baumöglichkeit gegeben, bestenfalls konnte sich die junge Generation den Dachboden des Elternhauses ausbauen. Das hat sich in den letzen Jahren zwar etwas gebessert, aber das Problem besteht vielerorts immer noch.

    Das mit dem Baulandgürtel ist nur ein grobes Beispiel dafür, dass es Möglichkeiten gäbe, die Flächenwidmung standardisiert und somit nachvollziehbarer zu gestalten. Selbstverständlich bedarf es bei einer solchen Regelung weiterer Maßnahmen zu einer kontrollierten Verbauung. Tatsache ist, dass bei der aktuellen Vorgangsweise, eine Wiese nach der Umwidmung in Bauland oft das 100-fache und mehr wert ist – das weckt natürlich Begehrlichkeiten, und ist auch einem Bevölkerungszuzug nicht gerade förderlich.

    Kommentar by waldviertel blogger — 14. Februar 2008 @ 22:25

  3. @ Ewald

    Hier noch ein paar Diskussionspunkte:

    Die Breite von 200m für den Baulandgürtel war nur als Beispiel gedacht und ist zugegeben etwas übertrieben, aber was wäre mit 1-2 Bauparzellen?

    Inwieweit die Verfügbarkeit von Bauland die Bevölkerungsentwicklung beeinflusst, ist vom jeweiligen Blickwinkel abhängig. Geht es um den Zuzug, ist es egal ob in kleinen Dörfern Bauland vorhanden ist, wichtig sind da Baugründe in größeren Ortschaften, und die gibt es ja – keine Frage. Will man aber die Abwanderung bekämpfen, muss man versuchen die Menschen in den kleineren Ortschaften zu halten, denn da liegt der Kern des Problems. Ohne Bauland in diesen Orten wird es aber schwierig, denn nicht jeder der jungen Generation dort, will auf dem Dachboden der Eltern hausen.

    Du schreibst in Deinem Kommentar: JEDER Bürgermeister ist froh wenn sich jemand ansiedeln will. Dazu eine kleine Geschichte: Vor einigen Jahren hat ein größeres Unternehmen in einer kleinen, ländlichen Gemeinde nachgefragt ob es möglich bzw. gewünscht ist, dort eine Produktionshalle zu errichten. Die Gemeindegranden haben dieses Ansinnen durch Verzögerungen usw. geschickt abgewehrt, da sie befürchteten mit der Fabrik werden sich auch viele Arbeiter ansiedeln, und diese würden dann die „falsche“ Partei wählen.

    Die Geschichte ist natürlich nicht belegbar und somit „nur ein Gerücht“, und davon gibt es viele … Ich will hier auch keine „Verschwörungstheorien“ verbreiten, bei einem bin ich mir jedoch sicher: Jede politische Entscheidungen hat mehr als die publizierten Gründe.

    Kommentar by waldviertel blogger — 15. Februar 2008 @ 14:02

  4. Kurze Ergänzung zur Fussnote 1
    Die EinwohnerInnenzahl 100.000 bezog sich nicht auf die Hauptregion Waldviertel sondern auf die 43 Gemeinden die sich im Projekt Wohn(t)raum engagieren. 4 Projektgemeinden liegen zudem außerhalb der Hauptregion und gehören nach der Hauptregionsgliederung ins Mostviertel bzw. ins Weinviertel was zeigt das Abgrenzungen immer relativ sind.

    Kommentar by sepp — 15. Februar 2008 @ 17:29

  5. @ sepp

    Danke für die Klarstellung.

    Kommentar by waldviertel blogger — 15. Februar 2008 @ 18:12

  6. Hallo Waldviertler,
    die Landschaft hat mir sehr gefallen und ich liebe Grenzlandgegenden, da diese einen eigenen Flair ausstrahlen. So zog ich vor einigen Jahren ins Waldviertel und da die Waldviertler einen sehr schlechten Ruf hinsichtlich Ihrer Nachbarschaftsbeziehungen haben, vorsichtshalber in eine Stadt. Nach einem halben Jahr habe ich das Waldviertel gerne verlassen, da es mir als geselliger Mensch, der überall sonstwo auf der Welt rasch Anschluss und Freunde fand, es im Waldviertel nicht gelungen ist, den Menschen Freundlichkeit zu entlocken. Verbissene Gesichter und auf Freundlichkeit nur dumme Antworten – das war es dann für mich. Leider, schade. So schön kann die Landschaft nicht sein, soviele günstige Bauflächen kann es nicht geben, dass ein Mensch unter 50 freiwillig im Waldviertel bleibt, weil dessen Bewohner offenbar nicht einmal sich selbst vertragen.
    Schade, freundliche Grüße
    Maria

    Kommentar by Maria — 17. Februar 2008 @ 14:52

  7. Ich habe noch mal nachgeschaut: Die Einwohnerzahl von 179.729 und auch die der Zweitwohnsitzer bezieht sich auf die Hauptregion Waldviertel.

    @ Maria
    Das war wohl Pech. Ich kenne zwar auch zwei/drei Städte/Orte im Waldviertel, in denen ich nicht würde wohnen wollen. Die sind aber sicher nicht repräsentativ für das Waldviertel. Meine Wahrnehmung ist, dass es im Waldviertel überall sehr viele aufgeschlossene, weltoffene und sympathische Menschen gibt. Natürlich gibt’s auch Grantler und Nörgler. Aber wo gibt’s die nicht? Ich denke, es ist eher eine Frage der persönlichen Wahrnehmung und Resonanz, welchen Leuten man vorzugsweise begegnet – und da ist es ziemlich egal, wo in der Welt man sich befindet.

    Kommentar by Ewald — 18. Februar 2008 @ 10:13

  8. @Maria
    Schade, dass Sie keine besseren Erfahrungen mit uns Waldviertlern machen konnten, zugegeben die Mentalität ist manchmal etwas „gewöhnungsbedürftig“. Aber ich hoffe da auf die junge Generation, die ist großteils sehr aufgeschlossen und weltoffen, wie Ewald bereits anmerkte. Außerdem wird der aufkeimende Tourismus dazu beitragen, dass „Auswärtige“ nicht mehr so zurückhaltend betrachtet werden. Derzeit sind Touristen und Zuzügler vielerorts ja noch etwas Seltenes und Ungewohntes.

    Schöne Grüße, und vielleicht gelingt es uns ja, Sie zumindest als Gast wieder im Waldviertel begrüßen zu dürfen.

    Kommentar by waldviertel blogger — 18. Februar 2008 @ 13:07

RSS-Feed für Kommentare dieses Beitrags | TrackBack

Hinterlasse einen Kommentar