Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


1. Dezember 2007

Regionalwirtschaft kontra Globalisierung

Category: Wirtschaft – wvblogger – 09:35

Der interessanten Diskussion über die Waldviertler Regionalwährung möchte ich noch folgendes Beispiel hinzufügen:

Nehmen wir an, wir kaufen ein Kilogramm Gemüse, einmal holländisches in einer Filiale einer großen Handelskette und zum Vergleich Biogemüse beim Biobauern ums Eck.
Klarer Fall also, beim Biobauer bleibt das Geld in der Region und beim Supermarkt fließt das Geld ab – aber schauen wir einmal genauer hin.

Der Supermarkt verwendet das eingenommene Geld um seine Mitarbeiter, die alle aus der Region kommen, zu bezahlen. Meistens profitieren auch ansässige Handwerksbetriebe, da sie Aufträge von dieser Filiale erhalten. Ein geringer Teil des Geldes geht als Einkaufspreis des Gemüses nach Holland.
Der Biobauer hat keine Mitarbeiter zu entlohnen, er spart das Geld und kauft sich dann einen Traktor – aus Holland, denn Waldviertler Traktoren gibt es nicht. Also alles Geld seiner Wertschöpfung geht direkt nach Holland.

Dieses Beispiel ist absichtlich etwas überzogen dargestellt, selbstverständlich ist das Biogemüse aus der Region qualitativ hochwertiger, da es biologisch erzeugt und frisch geerntet wird. Auch im Hinblick auf die Transportwege und den Klimaschutz ist das regionale Produkt zu bevorzugen, aber was ich damit sagen will ist, dass regionale und globale Wirtschaftskreisläufe immer eng verzahnt sind und sich gegenseitig antreiben. Und wenn der Supermarkt noch das Biogemüse des ortsansässigen Bauern ins Sortiment nimmt, wäre ein ideales Zusammenspiel von regionaler und globaler Wirtschaft gegeben.

Um nicht falsch verstanden zu werden, ich halte die Initiative der Waldviertler Regionalwährung für einen sehr guten Beitrag um die regionale Wirtschaft zu stärken. Aber um uns wirtschaftlich und gesellschaftlich weiterzuentwickeln, benötigen wir auch überregionale und globale Wirtschaftsbeziehungen, eine Abschottung und Konzentration auf ausschließlich regionales Wirtschaften wäre absolut der falsche Weg.

Regionales Wirtschaften funktioniert sehr viel besser mit einer starken Weltwirtschaft als Motor.

2 Kommentare »

  1. Das ist ein schönes Beispiel, weil es unfreiwillig zeigt, wie wichtig eine Regionalwährung ist. Denn wer Regionalgeld annimmt, egal ob Bioladen oder Supermarkt, der wird damit anschließend in der Region einkaufen. Nur so lässt sich ein Gleichgewicht zwischen Globalisierung und Region herstellen.

    Im Übrigen argumentieren Sie reichlich ungenau, lieber Blogger, gerade da wo Sie suggerieren, “genauer hinschauen” zu wollen. Keineswegs kauft ein Bauer nur Traktoren für sein Geld, und niemals gibt ein Supermarkt den großteil seiner Einnahmen in der Region aus. Bei beiden ignorieren Sie auch den Gewinn der Unternehmer.

    Regiogeld ist kein Mittel der Abschottung, sondern das beste Werkzeug regionaler Wirtschaftsförderung. Ihren Sätzen von der sinnvollen Verzahnung aller Wirtschaftsbereiche einschließlich Globalisierung kann ich nur zustimmen. Mit der derzeitigen Globalisierungspropaganda entfernen wir uns aber leider von einem gesunden Gleichgewicht immer mehr und in jeder Hinsicht.

    Gruß
    Thomas

    Kommentar by Thomas — 7. Januar 2008 @ 18:12

  2. @Thomas

    Mein Beispiel ist, wie ich schon im Artikel erwähnt habe, absichtlich überzogen dargestellt, keine Frage. Und ich bin vollkommen Ihrer Meinung, dass, speziell für strukturschwache Regionen, eine eigene Regionalwährung ein sehr gutes Mittel zur Wirtschaftsförderung darstellt. Was aber, aus meiner Sicht, bei manchen Regionalgeld-Projekten kontraproduktiv wirkt, ist die zu vordergründige ideologische Ausrichtung und die überzogene Kritik an den „bösen Großkonzernen“. So wird es nämlich schwierig ihre regionalen Filialen mit ins Boot zu holen.

    Generell halte ich die Regionalwährungssysteme, und speziell „unseren“ Waldviertler, für ideale Systeme um regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken, nur die Pauschalkritik an DER Globalisierung teile ich nicht.

    Schöne Grüße und viel Erfolg mit Ihren Havelblüten

    Kommentar by waldviertel blogger — 7. Januar 2008 @ 18:51

RSS-Feed für Kommentare dieses Beitrags | TrackBack

Hinterlasse einen Kommentar