Waldviertel Blog - Themen des Waldviertels


10. Januar 2008

Genug Bauland?

Category: Politik – wvblogger – 15:22

Kürzlich hat mich jemand gefragt warum ich die Flächenwidmung kritisiere, es gäbe doch genug Bauland im Waldviertel. Ja gibt es – aber meistens an der falschen Stelle.

Flächenwidmungsplan

Viele junge Familien im Waldviertel haben bäuerliche Vorfahren oder Verwandte und wollen ihr Eigenheim im Anschluss an den Hof ihrer Eltern, Großeltern etc. errichten, selbstverständlich auch im Siedlungsverbund. Der Grund wäre jederzeit verfügbar und liegt oft brach, denn durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft werden viele  Siedlungsrandgebiete nicht mehr für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Dieser Baugrund wäre zudem kostenlos und somit ein starker Anreiz für die Familie in ihrem Dorf zu bleiben. Aber leider ist in den seltensten Fällen dieses Grundstück als Bauland gewidmet, und so muss die Familie einen teuren Baugrund kaufen, oft nur einen Steinwurf von ihrem Grund entfernt. Für viele stellt sich aber dann die Frage ob man nicht gleich in Richtung der Arbeitsstätte abwandert – und die meisten tun es auch.

Die Lösung für das Problem wäre ein standardisierter Baulandgürtel, den ich bereits im Beitrag Landflucht beschrieben habe. Kurz erklärt: Man widmet einen 200 Meter breiten Gürtel um alle bestehenden Siedlungen als Bauland. Natürlich muss man Gebiete die nicht als Bauland geeignet sind, wie Schutzgebiete (Quellschutz etc.) und Gefahrenzonen (Hochwasser etc.), von diesem Gürtel abziehen und auch bei freistehenden Wochenendhäusern im Grünland sollte man keine weitere Verbauung fördern. Notwendig wäre dann nur noch ein genauer Infrastrukturplan (Straßen, Parkplätze, Grünflächen etc.) um die Verbauung in geordnete Bahnen zu lenken.

Eigentlich wäre es ja nur eine andere Herangehensweise, man streicht einfach alles rund um Siedlungen was sich nicht zur Bebauung eignet, der Rest ist Bauland.
Dieser fix definierte Baulandgürtel für alle Siedlungen hätte viele Vorteile gegenüber der jetzigen Lösung:

  • Günstiges Bauland durch ein größeres Angebot
  • Stopp der Abwanderung und trotzdem keine Zersiedelung
  • Zusätzliche Aufträge für die regionale Wirtschaft
  • Ausschluss von politischer Willkür
  • Unterbindung von Korruption
  • Eindämmung von Grundstücksspekulationen – es soll ja „Insider“ geben die billiges Grünland von ahnungslosen Bauern kaufen, welches dann nach der Umwidmung plötzlich ein Vielfaches wert ist.

3 Kommentare »

  1. Der Vorschlag hätte, wie ich aus meiner Praxis als Raumplaner es sehe, grobe Nachteile: 1. es gibt nicht nur Abwanderungsgebiete, 2. die Infrastruktur würde sich in Bau und Betrieb erheblich verteuern, 3. Jeder will immer am Außenrand eines solchen Gürtels bauen, um im Grünen zu sein, und sofort mit Errichtung des Baus erweitert sich ja dann der Gürtel wieder um 200 m vom nunmehr neuen Ortsrand weg, 4. landwirtschaftliche Fluren würden zerstört und die Bewirtschaftung der restlichen erschwert, 5. man müßte entweder für das ganze Gebiet dann auch Bebauungspläne machen, oder man risikiert, dass z.B. sehr große Parzellengrößen die Zersiedelung weiter vorantreiben. 6. Auch könnte man dann nicht mehr mit Rückwidmung drohen, wenn jemand sein Bauland klange nicht auf den Markt bringen will. 7. Es gibt ja außer Wohnbauland noch Betriebsgebiet und Anderes, dafür muss ja auch Fläche vorgesehen wrden. Bei den meisten Ortschaften gibt es ganz einfach eine Himmelsrichtung, die sich mehr als die anderen zur Wohnbebauung eignet. Das Problem ist nur, dass die Flächenwidmung oft gerade nicht diese Flächen zur Verbauung vorsieht, sondern eben solche, die der “richtigen Person” Wertsteigerung bringen. Sinnvoll wäre m.E. ein Recht auf einen leistbaren Bauplatz im eigenen Ort, d.h. Recht auf Umwidmung einer Fläche, wenn nachweislich jemand in seinem Herkunftsort keinen (leistbaren) Bauplatz finden kann; die preise könnte man mit einer Bodenpreiskarte landesweit differenziert festlegen.

    Kommentar by Bernhard Schneider — 10. März 2008 @ 14:05

  2. @ Bernhard Schneider

    Ein Recht auf einen Bauplatz im eigenen Ort halte ich für eine sehr gute Idee.
    Der Vorschlag mit dem Baulandgürtel ist nur ein Beispiel dafür, dass es Möglichkeiten gäbe, die Flächenwidmung gerechter und nachvollziehbarer zu gestalten. Selbstverständlich bedarf es bei einer solchen Regelung weiterer Maßnahmen zu einer kontrollierten Verbauung.
    Die Breite von 200m für den Baulandgürtel war nur eine willkürliche Annahme zur Erklärung des Modells, besser wären z.B. 1-2 Bauparzellen.

    Eine weitere Diskussion zu diesem Thema findet man auch unter:
    http://www.wvblog.at/wohntraum-waldviertel/

    Schöne Grüße

    Kommentar by waldviertel blogger — 10. März 2008 @ 17:20

  3. Genau, es ist nur ein Beispiel, wie man das Problem angehen könnte. Die Diskussion darüber ist sehr wichtig und alle Gemeinden werden sich noch Dinge einfallen lassen müssen, damit hier sich etwas bewegt. So unflexibel und starr wie in der Vergangenheit wird es nicht mehr gehen.

    Kommentar by Bauland Gürtel — 4. September 2009 @ 11:15

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